Harninkontinenz, also der unfreiwillige Verlust von Urin, kann unterschiedliche Ursachen haben. Man teilt sie in die folgenden Kategorien ein.
Belastungsinkontinenz bezeichnet – wie der Name nahelegt – einen Urinverlust bei körperlicher Belastung. Das können Husten, Niesen oder Lachen sein, aber auch das Heben von Lasten oder bestimmte Sportarten. Der Verschluss der Harnröhre hält diesen Belastungen nicht stand. Die nicht oder nur schwach trainierten Beckenbodenmuskulatur ist hierbei ein wesentlicher Faktor, der zur Verschlechterung der Abdichtungsfunktion der Harnröhre beiträgt. Auch weniger elastisches Bindegewebe bei hormonellen Störungen oder dessen Überdehnung/Zerstörung z. B. nach Geburten oder permanentem schweren körperlichen Arbeiten kann zu Belastungsinkontinenz führen.
Stressinkontinenz lässt sich beispielsweise durch Beckenbodentraining, Biofeedback, Elektrostimulation, Wiederherstellung eines förderlichen lokalen Hormonmilieus und durch Medikamente (selten) und mehr behandeln. Operationen können als letzte Option in manchen Fällen ebenfalls angezeigt sein.
Bei der Dranginkontinenz tritt plötzlich ein so starker Harndrang auf, dass Betroffene es häufig nicht mehr zur Toilette schaffen. Ursachen können beispielsweise (chronische) Schleimhautentzündungen oder -reizungen im Bereich der Blase und Harnröhre sein (bei den akuten Blasenentzündungen ist der Blasenreiz oder Drang ein typisches Symptom). Diese können durch Hormonmangel, zu geringe Trinkmengen, Stoffwechselstörungen wie Diabetes, Bestrahlung, eine verengte Harnröhre, durch Scheiden- oder Gebärmuttersenkung und mehr ausgelöst werden. Häufig gehen Frauen, die unter Dranginkontinenz leiden, oft zur Toilette, um den möglichen Urinverlust bei einer vollen Blase zu vermeiden. Dadurch sinkt auf Dauer die Blasenkapazität, und das Problem verstärkt sich.
Die unterschiedlichen Ursachen von Dranginkontinenz führen dazu, dass es ein wenig dauern kann, bis die richtige Behandlungsmethode gefunden ist. Mögliche Therapien sind beispielsweise Trink- und Belastungstraining, Hormone, Pessare, naturheilkundliche Methoden wie Phytotherapie, Homöopathie und Akupunktur oder Elektrotherapie.
Eine Scheiden- oder Gebärmuttersenkung kann, muss aber nicht mit Inkontinenz einhergehen. Bei einer Senkung ist die Scheide oder Gebärmutter nicht mehr richtig am Becken verankert und drückt sich bei einem erhöhten Bauchinnendruck nach außen. Dadurch kann es zu Entzündungen der Scheide sowie Lendenproblemen kommen. Auch kann die Harnröhre abgedrückt werden, wodurch die Blase meist nicht mehr richtig entleert werden kann und häufiger Harndrang entsteht.
Senkungen können besonders bei einer Bindegewebsschwäche entstehen, die durch Geburten, körperliche Arbeit, Hormonmangel oder Alterung verstärkt wird. Zur Vorbeugung oder Behandlung können Beckenbodentraining, Biofeedback, gekoppelt mit Elektrostimulation, Pessare, Hormone und mehr eingesetzt werden. Operationen sind meist dann erst angeraten, wenn nach Ausschöpfung nicht-operativer Maßnahmen (mehrmonatige bis mehrjährige Behandlungen sind hier denkbar) keine Besserung erzielt wird, die Symptomatik sich verschlechtert oder ein dringender Operationswunsch besteht. Die ergriffenen Maßnahmen helfen, die Operation vorzubereiten, das Ergebnis zu verbessern und die Dauerhaftigkeit des Ergebnisses zu fördern.