Pessare und Tampons können vor allem bei Inkontinenz durch Instabilität im Bereich des Blasenbodens oder der Harnröhre eingesetzt werden. Sie können den Blasenhals sanft in seine Ursprungsposition zurückdrücken, bei Senkungsleiden Linderung verschaffen und die Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur unterstützen. Gleichzeitig können Tampons und Pessare als Operationsvorbereitung und zum Schutz nach einer Operation verwendet werden. Auch Cremes und Salben, z. B. zur Behandlung von Pilzinfektionen oder zur Hormontherapie, lassen sich mittels Tampons oder Pessaren leichter in der Scheide auftragen.
Vaginaltampons und Analtampons bestehen aus weichem, schwammartigem Kunststoffgewebe und ähneln in ihrer Form den Tampons, die bei der Menstruation zum Einsatz kommen. Sie sind in der Regel angenehm zu tragen und können mehrfach wiederverwendet werden.
Bestimmte Vaginaltampons sind als Hilfsmittel zugelassen und dadurch verordnungsfähig. Die Kosten können unter bestimmten Voraussetzungen von Ihrer Krankenkasse übernommen werden.
Die Behandlung mit Spezialtampons gehört im weitesten Sinne zu der sog. „Pessartherapie“. Obwohl die zugelassenen Indikation für die Tampons im Hinblick auf die Erstattung der Kosten durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nur die Belastungsinkontinenz II und höher darstellt, ist die Anwendung der Tampons in der Praxis wesentlich vielfältiger.
Die Anwendung der Spezialtampons, die aus einem schwammigen Kunststoff hergestellt sind, erfordert weniger manuelle Geschicklichkeit als die Anwendung von z.B. Würfelpessaren (s. d.), sie sind mehrere Tage anwendbar, wenn sie sachgerecht „aufbereitet“ werden und zeichnen sich durch einen hohen Tragekomfort und eine gute Sitzsicherheit aus.
In der Regel werden sie am Morgen nach der Entleerung der Harnblase (und evtl. auch des Darmes) eingelegt, verbleiben dann tagsüber in der Scheide (können aber bei Bedarf auch tagsüber durch Auswaschen „frisch gemacht“ werden) und werden am Abend zur „Aufbereitung“ entfernt. Hierzu halten wir für Sie dann ein entsprechendes Informationsblatt vor und erklären Ihnen die Aufbereitung ebenso wie die Handhabung in der Sprechstunde.
Eingeführt werden die Tampons nach Aufbringen von etwas Estriolcreme (oder einer anderen von uns empfohlenen Creme) auf den vorangehenden Teil. Aus diesem Grund sind, bei regelrechter Anwendung, Scheidenentzündungen oder Reizzustände eine extreme Rarität.
Bei den Contamprodukten handelt es sich um ein saugfähiges Pessar zur Wiederverwendung aus einem weichen schaumstoffartigen Kunststoff in klassischer Tampon- oder Würfelform für die vaginale Anwendung. Die Analtampons für Analinkontinenz haben entsprechend den anderen anatomischen Anforderungen andere Formen.
Der Tampon erreicht über die Positionierung im Vaginalbereich, dass durch sanften Druck der Blasenhals in seine Ursprungsposition zurückgeführt wird. Der Schließmuskel kann seine ursprüngliche Funktion wieder wahrnehmen. Der Vaginaltampon unterstützt die Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur. Durch die Verwendung von Contam®; können gegebenenfalls Gebärmuttervorfälle zurückgeführt und somit Operationen verzögert, in manchen Fällen sogar verhindert werden. Contam® führt die Trägerfunktion für lokale Positionierung von heilungsunterstützenden Substanzen (bei Pilzinfektionen, Hormonbehandlungen) aus. Große Größen helfen evtl. auch einen weiter fortgeschrittenen Prolaps zurückzuführen.
Contam® Vaginaltampons sind als Hilfsmittel anerkannt und zugelassen (Hilfsmittel-Nr. 15.25.21.2004). Contam® kann von einem Arzt verordnet werden. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Das Rezept kann in der Apotheke und/oder Sanitätshaus einreicht werden. Sollte es nicht möglich sein, die Verordnung über die Apotheke/Sanitätshaus einzulösen, kann das Rezept an die Med.SSE-System GmbH verschickt werden. Hier kümmert man sich um die Abwicklung mit der Krankenkasse und die Med. SSE-System GmbH liefert die Ware nach Genehmigung direkt in neutraler Verpackung nach Hause.
Zur besseren Manipulation sind die Tampons auch mit einer Innenbohrung und einem stabilen Applikator verfügbar, besonders hilfreich, wenn der Tampon durch klassisches Einsetzen die korrekte Position nicht erreicht/erreichen kann. Auch besteht die Möglichkeit, die klassische Tamponform in individueller Länge anfertigen zu lassen.
Damit gibt es eine große Anwendungsbreite für dieses Produkt.
Therapiemöglichkeit bei Belastungsinkontinenz (unfreiwilliger Harnverlust bei Lachen, Husten, Niesen, etc.) sowie zur Stärkung / Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur. Auf vorgesehene Eingriffe wie Hysterektomie mit Plastikaufbau kann durch wirkungsvolles Therapieren mit Contam evtl. (passager) verzichtet werden.
Mit dem Contam® Vaginaltampon in Würfelform können verschiedene Grade der Scheiden- und Gebärmuttersenkung sowie ebenfalls eine Harninkontinenz behandelt werden. Die Flexibilität bzw. Elastizität des angewandten PVA-Schaumstoffs ermöglicht die einfache Selbstbehandlung.
Einsatzmöglichkeit wir Normalausführung - bietet jedoch durch seine Doppelform einen besseren Sitz und Wirkungsweise. Es wird Druck auf das die Harnröhre umschließende Gewebe abgegeben und führt dadurch zu einem natürlichen Verschluss. Dadurch wird ungewollter Harnverlust verhindert. Zusätzlich bringt die Verbindung der Tampons einen Stabilitätseffekt zum leichteren Einführen.
Contam Spezial Produktleistung wie Normalausführung - bietet zusätzlich durch die rillenförmige Oberfläche in den Vertiefungen Depotmöglichkeiten für Salben / Creme ( u.a. hormonhaltige Salben ). Die in den Vertiefungen der Tamponoberfläche aufgetragenen heilungsunterstützenden Substanzen werden beim Einführen kaum abgestreift.
Dieser Tampon leistet eine Trägerfunktion für die lokale Versorgung mit medizinischen, heilungsunterstützenden Substanzen. Er ist auch als Hilfsmittel zu verwenden, wenn keine Belastungsinkontinenz vorliegt, denn die beidseitig vorgeformte Harnröhrenausbildung übt keinen bzw. kaum spürbaren Druck auf die Harnröhre auf.
PVA-Analtampons bei Stuhlinkontinenz werden in verschiedenen Formen und Größen gefertigt. Sie sind aus Polyvinylalkohol (PVA)-Schaumstoff, dieser ist toxikologisch und dermatologisch unbedenklich. Individuelle Größen sind nach Absprache möglich. PVA-Analtampons sind als Hilfsmittel anerkannt und zugelassen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt PVA-Analtampons verordnen. Die Kosten werden auch hier von den Krankenkassen übernommen.
Einsatz wenn noch eine Restfunktion des Schließmuskels vorhanden, jedoch durch zu schwache Ausbildung keine Abdicht- und Haltefunktion gewährleistet ist. Sie entsprechen den gynäkologischen Tampons.
Verwendung bei konvexer Ausformung (normale Anatomie) des Schließmuskels. Die taillierte Form ermöglicht daher gute Abdicht- und Haltefunktion.
Anwendung bei keinerlei Restfunktion des Muskelgewebes. Die kugel-förmige Kuppe dichtet ähnlich einem Kugelventil im Bereich in dem sich der Stuhl sammelt (Ampulla recti) ab.
Bietet durch gerillte Oberflächenstruktur optimalen Halt bei Vorliegen einer leichten bis mittelschweren Diarrhoe. Entstehender überhöhter Gasdruck wird durch an der Oberfläche befindliche Rillen abgeleitet
Verschließt ähnlich wie ein Kugelventil den Enddarm, dichtet durch seine Verdickung im Mittelteil den Analkanal ab und passt sich durch die Verjüngung optimal der Anatomie an.
Diese Form verhindert unkontrollierten Stuhlabgang, aktiviert bei evtl. vorhandener Restfunktion den Schließmuskel. Der konvex geformte Tampon wird auch bei stark zurückgebildetem Muskelgewebe verwendet.
Selbsthaftend durch latexfreien Klebstoff. Zusätzliche Sicherung, um bei bewegungsaktiven Betroffenen (z.B. Rollstuhlsport) das Herausgleiten des Tampons zu vermeiden.
Zum besseren Einführen des im feuchten Zustand instabilen Analtampons
Die Tampons werden meist mit Oestrogynaedron 0,5 mg-Creme (Wirkstoff: Estriol) eingeführt, seltener mit Estriol 1 g/100 g-Creme oder auch mit Bepanthen-Creme - je nach Verordnung.
Vor der Erstverwendung Tampon aus der Packung nehmen und unter fließendem warmen Wasser aufweichen, dann gut ausdrücken (Küchenpapier!). Dann erst Creme auftragen.
Die Tampons können jeweils ca. 8 Anwendungstage verwendet werden. Laut Herstellerempfehlung ab Frühjahr 2018, die von diesem nun abgegeben werden muss, handelt es sich um „Einmalartikel“. Die langjährige Erfahrung spricht dagegen, dieses von „oben“ durchgesetzte Handlungsgebot in die tägliche Anwendungspraxis zu integrieren, vor allem, wenn man den Preis und den Kostendruck im Gesundheitswesen bedenkt. Sie als Patientin können sich entscheiden, wie Sie mit dem Tampon verfahren. Aber bedenken Sie, dass Sie wahrscheinlich von keinem Arzt die ausreichende Menge für die Anwendung eines täglichen neuen Tampons erhalten werden.
Tagsüber kann man die Tampons, wenn man den Eindruck hat, sie hätten sich mit Urin vollgesaugt, immer mal wieder mit fließendem Wasser auswaschen und mit etwas Bepanthen-Creme (oder ähnlicher Creme) dann wieder einführen.
Am Abend werden die Tampons mit heißem Wasser ausgewaschen (ohne Zusatz von Wasch- oder Desinfektionsmitteln), ausgedrückt und anschließend in ausgedrücktem Zustand in ein kleines Gefäß mit Essigwasser (pro 50 ml Wasser mit einem (größeren) Esslöffel Essig) gehalten. Nachdem der Tampon sich voll gesaugt hat wird er herausgenommen, ausgedrückt und bis zum übernächsten Tag zum Trocknen bei Seite gelegt. Am nächsten Tag ist ein anderer Tampon an der Reihe.
In der Regel wird der Tampon tagsüber getragen, eventuell empfehlen wir auch das Tragen in der Nacht. Im Verlauf von 24 Stunden sollten dabei Tragzeiten von über etwa 16-18 Stunden am besten nicht überschritten werden (6-8 Stunden „Tamponpause“).
Wenn Sie dann in Besitz der 10-er oder 20-er Packung sind, dann können Sie den Tampon abends auch herausnehmen, einfach heiß auswaschen, zum Trocknen legen und sammeln. Mehrere Tampons zusammen fädeln Sie dann auf eine etwas größere Sicherheitsnadel auf und stecken diese in einem Wäschenetz fest. Den Beutel mit den Tampons waschen Sie dann bei 60°C in der Waschmaschine bei anderer Wäsche mit, hängen die Tampons anschließend zum Trocken auf und spülen sie vor er nächsten Anwendung durch, wie Sie da auch bei neuen Tampons tun. Dann halten die Tampons sogar noch länger. Bitte kochen Sie die Tampons nicht aus (so wie es auf den Beipackzetteln steht, das reduziert die Lebensdauer!). Benutzen Sie bitte keinen Weichspüler!
In vielen Fällen wird die zusätzliche Verabreichung von 2 Mal wöchentlich ½ bis 1 Tablette Ovestin 1 mg oder eine Behandlung mit z. B. Oekolp Ovula 0,03 bzw. 0,5 mg (1-) 2 Mal wöchentlich empfohlen. Diese wird dann zur Nacht nach der letzten Entfernung des Tampons in die Scheide eingeführt (und bei den Tabletten nicht wie auf der Packung vermerkt: zum Einnehmen!). Tragen Sie den Tampon nachts, können Sie die Tablette auch morgens einlegen oder in die Creme auf der Tamponspitze legen und mit einführen.
Der Versicherte hat nach § 33 SGB V einen Rechtsanspruch auf die Ausstattung mit Körperersatzstücken, orthopädischen und anderen Hilfsmitteln, die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg der Krankenhausbehandlung zu sichern oder eine Behinderung auszugleichen, soweit sie nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen sind.
Liegen die medizinischen Voraussetzungen für die Versorgung mit einem Hilfsmittel vor, so hat der Versicherte einen Rechtsanspruch auf Leistung.
Die Spitzenverbände der Krankenkassen bestimmen Hilfsmittel, für die Festbeiträge festgesetzt werden. Dabei sollen in ihrer Funktion gleichartige oder gleichwertige Mittel in Gruppen zusammengefasst werden. Die Landesverbände der Krankenkasse und die Verbände der Ersatzkassen legen für ein Land einheitliche Festbeträge fest (§ 36 SGB V). Ist für ein erforderliches Hilfsmittel ein Festbetrag festgesetzt, trägt die Krankenkasse die Kosten bis zur Höhe des Betrages.
Nach Inkrafttreten des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes vom 01.01.2004 unterliegen auch Hilfsmittel der gesetzlichen Zuzahlung. Zuzahlungen, die Versicherte zu leisten haben, betragen 10% des Abgabepreises, mindestens jedoch 5 Euro und höchstens 10 Euro; allerdings jeweils nicht mehr als die Kosten des Mittels. Die Zuzahlung bei zum Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln (z. B. Saughilfen) beträgt 10% je Packung, höchstens jedoch 10 Euro für den Monatsbedarf je Indikation.
Hilfsmittel können zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden, wenn eine Leistungspflicht der Kasse gegenüber dem Patienten besteht. Das Hilfsmittelverzeichnis gemäß § 128 SGB V stellt keine Positivliste der von der gesetzlichen Krankenkassen umfassten Hilfsmittel dar, vielmehr handelt es sich beim Hilfsmittelverzeichnis um eine unverbindliche Auslegungshilfe, an welche die Krankenkassen nicht gebunden sind.
Die Hilfsmitteleigenschaft ergibt sich folglich nicht allein aus dem Hilfsmittelverzeichnis. Soweit die Hilfsmitteleigenschaft vorliegt, ist ein Produkt verordnungsfähig und fällt unter die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkasse.
Der Arzt ist verpflichtet, die Verordnung für ein Hilfsmittel sorgfältig und leserlich auszustellen. Eine eigenständige Hilfsmittelverordnung gibt es nicht. Hilfsmittel sind daher grundsätzlich auf dem Arzneimittelverordnungsblatt zu verordnen, das hierfür besondere Spalten oder für die Auftragung der Hilfsmittel Positionsnummern enthält. Dem Arzt ist es dabei freigestellt, ob er lediglich die Produktart oder aber ein spezifisches Einzelprodukt verordnet.
Die Verordnung von Inkontinenz-Hilfsmitteln zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung kommt dann in Betracht, wenn
Ist eine der genannten Voraussetzungen erfüllt, besteht Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen unabhängig davon, ob sich die Betroffene in häuslicher Umgebung aufhält oder in einem Alten(pflege)-heim untergebracht ist.
Hilfsmittel fließen nach § 84 SGB V nicht in das Arznei- und Heilmittelbudget ein.
Heilmittel-Richtlinien, zweiter Teil, 1. Maßnahmen der Physikalischen Therapie (Beschluss Bundesausschuss 6. Februar 2001)
3.4 Erkrankungen der Nieren, Harn- und Geschlechtsorgane
Pessare bestehen aus Silikon und sind, je nach Inkontinenzform und Einsatzgebiet, in verschiedenen Formen erhältlich. Sie werden von der Patientin selbst eingesetzt, entfernt und gereinigt.
Ringpessare oder Urethralpessare werden meist bei Belastungs- bzw. Stressinkontinenz eingesetzt. Sie trainieren die Beckenbodenmuskulatur durch Reize und unterstützen die Funktion der Scheidenhaut.
Würfelpessare haften an der Scheidenhaut und können dadurch besonders gut zur Behandlung von Senkungsbeschwerden und nach Inkontinenzoperationen eingesetzt werden, da sie auch bei überdehntem Beckenboden haften.